3.5 Tempern

Die Temperung ist ein wirkungsvolles Mittel zur Verbesserung der Probenqualität. Zunächst soll deren Notwendigkeit erläutert werden.


Der Erstarrungsvorgang der Probe

Beim Abkühlen der Proben kann es zu zweierlei Problemen kommen: Zum einen führt das schnelle Abkühlen zu Defekten des Kristallgitters, die die Probenqualität beeinträchtigen und damit Meßergebnisse verfälschen können. Gitterdefekte sind einerseits Fehl- oder Nichtbesetzung einzelner Gitterplätze sowie die Besetzung von Zwischengitterplätzen und andererseits Stapelfehler, Versetzungen und Korngrenzen. Die zweite Möglichkeit ist, daß es sich bei der hergestellten Probe um eine inkongruent schmelzende Verbindung handelt. Beim Abkühlen bildet sich beim Unterschreiten der Liquidusfläche (das ist die dreidimensionale Fläche in einem ternären Phasendiagramm, oberhalb der das gesamte Probenmaterial flüssig ist; dieses Phasendiagramm gilt für konstanten Druck und verwendet als Parameter die Konzentration der drei Elemente ­ aufgetragen in Dreieckskoordinaten ­ sowie die Temperatur) zunächst eine feste Phase mit abweichender Stöchiometrie, und eine flüssige Phase mit ebenfalls geänderter Zusammensetzung bleibt zurück. Bis zum völligen Erstarren des Probenmaterials können weitere feste Phasen ausfallen. Am Ende hat man eine Probe, die neben der Hauptphase mit der erwünschten Stöchiometrie sogenannte Fremdphasen enthält. Unter Umständen ist die Phase mit der beabsichtigten Zusammensetzung sogar gar nicht vorhanden, obwohl sie existiert. Eine Einführung in die ternären Phasendiagramme sowie eine genauere Beschreibung dieses Vorganges steht in [Schank94] und speziell anhand des Beispiels CeCu2Si2 in [Müller-Reisener95].

Vorgang der Temperung

Um den Anteil solcher Fremdphasen deutlich zu mindern oder Gitterdefekte (zumindest der ersten Art) auszuheilen, nutzt man die Diffusion der Ionen innerhalb der Probe. Dazu bringt man die Probe für eine längere Zeit (meist eine bis drei Wochen) auf eine Temperatur knapp unterhalb ihres Schmelzpunktes. Die Proben werden in Schiffchen aus Wolfram gelegt und zusätzlich mit Zirkonfolie umwickelt. Zirkon ist ein sehr gutes Getter für Sauerstoff und Stickstoff. Das bedeutet, daß Zirkon leicht große Mengen an Sauerstoff und Stickstoff in sein Kristallgitter aufnehmen kann, so daß diese Gase längere Zeit von der Probe ferngehalten werden. Ytterbiumhaltige Proben gibt man dagegen in einen Aluminiumoxidtiegel und schweißt diesen unter Argonatmosphäre in einen Tiegel aus Eisen. Er kann ein Abdampfen von Ytterbium verhindern. Das ganze heizt man in einem auf einige 10­8 mbar evakuierten Quarzrohr auf Temperaturen von etwa 600 - 1200 °C, je nach Art der Probe.
Kapitel 3.4